Ausgabe 1/2017

AUSZUG AUS DEM INHALT:

SYMMETRIE – LUST AUF ORDNUNG

TITELTHEMA
SYMMETRIE – DIE GROSSE LUST AUF ORDNUNG
Symmetrie in der Gartenarchitektur ist ein spannendes Thema: Ihr strenges Gestaltungsprinzip, das nichts dem Zufall überlässt, fasziniert. Symmetrie ist schön, elegant und wirkt anspruchsvoll. Während sie bereits vor mehr als 300 Jahren in den barocken Schlossparks dominierte und vor allem der Repräsentation galt, vermitteln die Strukturen in heutigen Planungen Ausgewogenheit und Klarheit. Die Möglichkeiten, Symmetrie in der Freiraumplanung einzusetzen, sind unbegrenzt. Eine so geordnete Gartenanlage garantiert Proportionen, die dem Auge guttun, und löst beim Betrachter wohltuende Ruhe aus.

Klassische Gartenkunst
Blickachsen und zentrale Treppenanlagen, spiegelbildlich angelegte Terrassen und Wasserbecken, Alleen und Pflanzgefäße üben im Kleinen und Großen eine starke Kraft aus. Gegenwärtig ist Symmetrie als Element formaler Gärten wieder gefragt. Ihre klaren Strukturen überzeugen durch eine fantastische Vielfalt. Was macht diese Faszination aus?

Moderne Gartenarchitektur
Das Spiel der Ordnung ist nach wie vor gefragt. Anders als in Zeiten aristokratischer Herrschaft ist es heute jedoch nicht verpflichtend, das gesamte Grundstück einem formalen Stil unterzuordnen. In moderner Interpretation kann es durchaus sinnvoll sein, diesen Entwurfsstil auf nur einen Teilbereich zu beschränken. Das kann der Vorgarten sein, in dem der Weg zentral auf den Hauseingang hingeführt und beidseitig von Beeten oder Form geschnittene Pflanzen, niedrige Buchsbaumhecken oder hohe Eiben- und Buchenhecken. So entstehen angenehme Proportionen und eine harmonische Atmosphäre.

Materialien und Pflanzen
Spiegelung und Dopplung sind ebenso wie die Aneinanderreihung von Pflanzen, Gefäßen, Mäuerchen und Einfassungen nur einige der zahlreichen Möglichkeiten, einer Gartenanlage durch Symmetrie eine überraschende Dynamik zu verleihen. Bewährte Komponenten für ein formales Gartendesign sind Wege, Terrassen, Stufen und Pflanzen in jeder Wuchsform, die die spiegelbildliche Anlage betonen.

RATGEBER
Heckenschnitt – Gestalten und erhalten mit der Schere
Neben Zäunen, Mauern und Pergolen sind Hecken die häufigste Form der Grundstücks- und Garteneinfriedung. Eine hohe Dichte, Langlebigkeit und intensives Grün lassen sich nur durch regelmäßigen Schnitt erzielen. Laub- und immergrüne Hecken sind je nach Art, Standort und Nutzung unterschiedlich zu pflegen. Ob Hand- oder Elektroscheren zum Einsatz kommen, hängt von Schnittart und -umfang ab.

PORTRÄT
Petra Pelz – Meisterin der naturalistischen Gartengestaltung
Sie ist ein Star der internationalen Gartenszene und eine der führenden Designerinnen, die das „New Perennial Movement“ vorantreiben. Diese Strömung rückt Stauden und Gräser, nach Lebensbereichen sortiert, in den Fokus. 2005 wurde die Landschaftsarchitektin mit dem Landscape Design Award gewürdigt, einer Auszeichnung, die ihr die nordamerikanische Perennial Plant Association für ihre Beetgestaltung auf der IGA Rostock verlieh.

ON TOUR
Frankreich: Die Gärten von Marqueyssac
150.000 lautet die magische Zahl, die mit dem Park von Château de Marqueyssac verbunden ist. 150.000 Buchsbaumpflanzen sind hier miteinander zu amorphen Windungen und organischen Gebilden verwachsen. Sie zeigen ein labyrinthisches Schauspiel geformter Natur, das an Extravaganz kaum zu überbieten ist.

BOUTIQUE
Ideen für den Garten

KALEIDOSKOP
Erdanziehung – Bodentypen und ihre Entstehung

GARTENFOTOGRAFIE
Marion Brenner 

GARTENREPORTAGE
Natur für eine Betonfestung 

KOMMENTAR
Lage, Lage, Lage 

STADTGARTEN
Ganz schön schräg

GESTALTUNGSELEMENTE
Kies – Zeitloser Baustoff für jede Gestaltung

VORHER/NACHHER
Einmal alles neu, bitte

KURIOSES
Der erste unterirdische Park in New York 

GARTENPFLANZEN
Königliches Grün unter Glas

WELLNESS
Lanserhof – Kraftort für den Gleichklang von Körper und Seele 

LOUNGE
Gärtner führen keine Kriege – Film, Ausstellung und Buch 

SERVICE
Bücher rund um Gärten

GARTENKOLUMNE
Ein Garten mit Poposcheitel 

Kennen Sie den wundervollen Film „Die Gärtnerin von Versailles“? Sein Originaltitel lautet „A Little Chaos“, und eben dies erzeugt die Titelheldin, indem sie eigenmächtig einen Pflanzkübel verschiebt. Ein Skandal mit Konsequenzen – denn der Gartenarchitekt, dessen Arrangement sie verändert, ist kein Geringerer als André Le Nôtre, Chefgärtner am Hofe des Sonnenkönigs Louis XIV.

Anders als die frei erfundene Gärtnerin gab es Le Nôtre wirklich. Ihm verdanken wir den französischen Barockgarten, dessen oberstes Gestaltungsprinzip Symmetrie heißt. Im 17. Jahrhundert war die Natur für den Menschen eine bedrohliche Macht, chaotisch und unberechenbar. Wer sie beherrschen konnte, der demonstrierte Stärke. Kein Wunder also, dass absolutistische Monarchen in ihren Gartenanlagen den Sieg der Symmetrie über das Chaos zelebrierten. Der barocke Garten repräsentierte den Triumph menschlicher Ordnungs- und Gestaltungskraft über die Wildnis.

Längst haben sich die Verhältnisse umgekehrt, und der Mensch ist zur Bedrohung für die Natur geworden. Heute ist es die von ihm erschaffene Welt selbst, die unüberschaubar und bisweilen beängstigend wirkt. Die Sehnsucht nach Klarheit und die Rückbesinnung auf das Prinzip der Symmetrie in der Gartenkunst stehen damit unter veränderten Vorzeichen. Doch die Gestaltungselemente sind dieselben wie zu Le Nôtres Zeiten. Wir zeigen Ihnen in dieser Ausgabe, wie Sie durch Heckenschnitt, geometrische Wegeführung und ornamentale Rasenflächen französisches Flair in Ihren Garten bringen.

Noch mehr Inspirationen finden Sie in unserer Rubrik „On Tour“. Im Garten des Château de Marqueyssac im Périgord steht die symmetrische Strenge der geschnittenen Buchsbäume im spannenden Kontrast zu den weichen, gewundenen Wegen. Die zeitgemäße Version des formalen Gartens lässt nämlich durchaus Raum für ein wenig Unordnung. Setzen Sie also auf Symmetrie, aber bleiben Sie dabei immer schön locker. Die Gärtnerin von Versailles findet auf diese Weise übrigens nicht nur einen Top-Job, sondern auch ihren Traumpartner …