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SOMMERDÜFTE AUS DEM STAUDENBEET

TEXT: PETER JANKE, FOTO (HEADER): ©pipapur – stock.adobe.com

Auszug aus:

GARTENDESIGN INSPIRATION
Das Magazin für Gartengestaltung und Gartengenuss
Ausgabe 2|2018
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Wer eine Staudengärtnerei betritt und etwas für den eigenen Garten kaufen will, lässt sich oft spontan inspirieren. Und da Blüten starke Emotionsträger sind, ziehen uns meist jene Gewächse besonders an, die zum Zeitpunkt des Gärtnereibesuchs blühen. Verständlich. Ob privater Hobbygärtner oder Fachmann: Wir alle lassen uns von der farbigen Poesie und manchmal auch vom Duft staudiger Gartenpflanzen berauschen und greifen dann zu, geleitet von Gefühlen. Doch manchmal ist es ratsam, ein wenig zielgerichteter für die noch kommenden Monate einzukaufen. Im April ist der perfekte Zeitpunkt, um sommerblühende Duftstauden in den Garten zu pflanzen.

Besonders im Frühjahr fragen mich Gärtnereikunden immer wieder, was ich Ihnen denn für Ihren Garten empfehlen würde. Eine kuriose Frage, denn wenn man das Pflanzkonzept für einen Garten nicht selbst zusammengestellt hat, kann man nur schwer ermitteln, welche Ergänzung sinnvoll wäre. Ich frage also gezielter nach, weil Gesamtsituation, Gartenstil, Größe, Besonnung, Bodenbeschaffenheit, Pflegeoptionen und vieles mehr vor einer fachlich korrekten Aussage wohl untersucht sein wollen. Meinem konkreten Fragenkatalog folgen dann nur selten konkrete Antworten. Üblicherweise greift die Kundenhand in Windeseile zum I-Phone, um (keineswegs in Windeseile) zwischen Geburtstags-, Kinder-, Hunde- und Urlaubsbildern nach Gartenfotos zu suchen.

Später, wenn alle Eckpunkte geklärt sind, komme ich auf den Kern des Kundenanliegens: „Was fehlte Ihrem Staudenbeet denn eigentlich in der letzten Gartensaison?“ Und hier ähneln sich bei
aller Unterschiedlichkeit der einzelnen Gartenkunden die Wünsche doch oft sehr. Denn irgendwie scheint es immer an Farbe, Fülle, langwährendem Blütenrausch, Standfestigkeit und Natürlichkeit
zu fehlen. „Und was ist mit Duft?“ frage ich dann noch schnell – ach ja, Duft – das wäre ganz wunderbar!

NEUKONZEPTION ODER ERGÄNZUNG?

Sicherlich, es gibt Garten- und Beetsituationen, da kann man kaum mehr machen, als das Spiel noch einmal von vorn zu beginnen. Verkorkste Gestaltungsschieflagen, die durch keine Ergänzung oder Reduktion der Welt jemals in ein poetisches Ganzes zu bringen wären. Hier hilft nur Konsequenz – alles abräumen, den Boden gut vorbereiten und ein neues Konzept erstellen.

Doch häufiger treffe ich auf Gartensituationen, die zugegebenermaßen zwar weder schön noch poetisch sind, deren Potenzial jedoch größer ist, als der Laie vermutet. Meist sind es Beetanlagen, die von ambitionierten, aber zu wenig kenntnisreichen Privatgärtnern oder auch von weniger ambitionierten Berufsgärtnern mit fehlendem Pflanzengespür angelegt wurden. Solchen Beeten fehlt es schlichtweg an Esprit. Im besten Fall gibt sich eine solche Gestaltung also „nice and boring“, oft aber leider auch „painfully tasteless“, und das, obwohl das Grundgerüst eigentlich ganz gut ist.

Meistens helfen schon einige gezielte Reduktionen – brauchen Sie den verschnittenen Fliederbusch, die zwar blühenden, jedoch meist blattlosen Rosen oder die gigantische panaschierte Zwergkonifere wirklich noch? Die entstandenen Lücken schließe ich dann mit sinnvollen, funktionierenden und duftenden Stauden. So kann mit wenig Aufwand ein trister Gartenteil zum Lieblingsgartenstück werden.

 

DUFT UND BLÜTENPRACHT IM SONNENBEET

Die klassische Staudenborder liegt in der Sonne, und die meisten Duftstauden sind Sonnenkinder. Das passt also schon mal hervorragend! Und da sich ans sonnige Staudenbeet auch oftmals ein Sitzplatz schmiegt (Bank, Sitzplatz, Terrasse, Deckchair), lässt sich der Duft aromatischer Stauden hier auch wunderbar genießen. Einige Gewächse verströmen einen betörenden Blütenduft. Diesen genießt man einfach beim Vorbeigehen oder beim Sitzen im Garten. Dieser „mühelose“ Duft ist naturgemäß auf die Blütezeit beschränkt. Andere Gartenpflanzen besitzen aromatisches Laub. Die im Pflanzensaft enthaltenen ätherischen Öle nimmt man am besten durch Berührung war; nur an sehr heißen Tagen strömt der Duft von allein in die Gartenluft. Hier ist das Dufterlebnis jedoch unabhängig von der Blütezeit und währt oft vom frühen Frühjahr bis in den Herbst hinein.

Im Optimalfall können – bei nicht ganz desaströser Ausgangssituation – durch eine gut konzipierte Ergänzungspflanzung im Sonnen-Staudenbeet mindestens zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Zum einen erfüllt man den Wunsch nach mehr Farbe, Fülle, Blüten und Natürlichkeit, zum anderen bereichert man den Sommergarten mit Duft.

 

KONSEQUENZ UND RHYTHMUS

Wie auch immer das zu überarbeitende Sonnenbeet geartet ist, unabhängig vom Gartenstil muss gerade bei Ergänzungspflanzungen stets auf Großzügigkeit geachtet werden. Das heißt, es sollte gezielt mit Gruppen und Wiederholungen gearbeitet werden. In Abhängigkeit zur Größe des zu überarbeitenden Gartenteils sollten daher eher wenige unterschiedliche Gewächse in größeren Stückzahlen eingesetzt werden. Damit diese rhythmische Herangehensweise nicht zu sich rhythmisch wiederholenden Lücken außerhalb der Blütezeit führt, verwende ich gerne:

  • besonders lang blühende Duftstauden, wie Steinquendel (Calamintha Nepeta) oder Duftnessel (Agastache)
  • krautige Stauden, die nach einem Remontierschnitt zuverlässig weiterblühen, wie Katzenminze (Nepeta Cataria) oder sehr gute Phloxsorten
  • Stauden, deren Laub auch nach der Blüte Bestes für die Gesamtoptik des Staudenbeetes leistet (beispielsweise blattzierende Bartiris, wie Iris pallida ssp. pallida oder Iris pallida ‚Variegata‘)
  • Gehölze, die sich auch im Staudenbeet hervorragend machen und die durch ihre ausgesprochene Schnittverträglichkeit selbst langfristig keine elementare Konkurrenz für Stauden darstellen

Wer diese simple Gestaltungsregel für die Überarbeitung eines bestehenden Gartenteils beherzigt, schlägt dann oft sogar drei Fliegen mit einer Klappe. Denn die neuen Pflanzen für das alte Staudenbeet können dem ehemaligen Wirrwarr ein Ende setzen und die Gesamtanlage harmonisch zusammenfügen.

 

DUFTIGE GOOD DOERS

Als Good Doers bezeichnet man in England solche Gartenpflanzen, die stets nur Freude bereiten. Am richtigen Standort eingesetzt, erfüllen sie spielend unsere Erwartungen an eine optimale Gartenpflanze. Also: Sie machen wenig Arbeit, kommen zuverlässig und gesund wieder, ohne sich dabei zu sehr auszubreiten, sind über einen möglichst langen Zeitraum attraktiv und beeinflussen durch ihre Natürlichkeit das Gartenbild zeitgemäß. Von solchen Gartenpflanzen gibt es mehr, als landläufig bekannt ist, und manche von ihnen passen sogar in diesen Artikel, da sie darüber hinaus auch noch wunderbar duften. Es folgt eine kleine Auswahl an Empfehlungen:

  • Katzenminzen: Ich empfehle nur hervorragende Sorten, wie beispielsweise Nepeta ‚Walker’s Low‘, Nepeta racemosa ‚Grog‘, Nepeta ‚Weinheim Summer Blues‘, Nepeta ‚Bramdean‘ oder
    Nepeta manschuriensis ‚Manchu Blue‘.
  • Steinquendel: Calamintha nepeta ssp. nepeta, Calamintha cretica
  • Duftminzen: Meine duftenden Lieblingsorten sind Agastache ‚After Eight‘, Agastache ‚Blue Boa‘, Agastache ‚Tangerine Dreams‘, Agastache ‚Hortvs Nodding‘.
  • Staudenbeettaugliche Duftgehölze: beispielsweise Choisya x dewitteana (in Sorten), Buddlea davidii (in Sorten), Budlea alternifolia, Teucrium marum, Osmanthus x burkwoodii
  • Lilien: beispielsweise Lilium ‚Black Beauty‘ oder Lilium candidum
  • Staudenkamille: Chamomaelum nobile (die Sorte ‚Flore Pleno‘ blüht besonders lang)
  • Duftnesseln: beispielsweise Monarda fistulosa var. menthifolia ‚Pummel‘
  • Scheinbergminzen: Herrlich duften unter anderen Pycnathemum montanum und Pycnanthemum muticum.
  • Gartenmajoran: Origanum ‚Rosenkuppel‘, Origanum rotundifolium ‚Kent Beauty‘ und ‚Dingle Fairy‘
  • Thymian: Thymus ‚Duftkissen‘, Thymus citriodorus ‚Lemon Supreme‘, Thymus vulgaris ‚Fragantissimus‘
  • Duft-Klematis: Clematis aromatica
  • Polsternelke: Dianthus plumarius ‚Maischnee‘
  • Viele Flammenblumen: beispielsweise Phlox divaricata ‚Clouds of Perfume‘, Phlox amlifolia ‚David‘, Phlox paniculata ‚Nachodka‘ und ‚Prospero‘
  • Viele Salvien: In meinem Garten überzeugen Salvia sclarea ‚Vatican White‘ und Salvia lavandulifolia.

 

BLEIBT NOCH ZU SAGEN…

Wie eingangs schon erwähnt, ist der April der beste Monat zur Nachpflanzung und zur Optimierung von bestehenden Beetbereichen – wer jetzt zögert, darf sich im Hochsommer nicht beschweren.

 

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