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ZEITLOSE BLÜTENREICHE

HORTENSIEN ZEIGEN FORM UND FARBE

TEXT: Frank J. Schmitz | FOTO (Header): surge0325 – stock.adobe.com

Auszug aus:

GARTENDESIGN INSPIRATION
Das Magazin für Gartengestaltung und Gartengenuss
Ausgabe 3|2020
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Ab Juni oder Juli geht noch einmal ein farbiges Leuchten durch den Garten. Dann erstrahlen die Blüten der Hortensien in Bereichen, die bislang ein Schattendasein geführt haben, und bieten ein wunderbares neues Bild bis in den Herbst.

Im Sommer, wenn sich die Hochphase vieler Blütenpflanzen allmählich dem Ende zuneigt, ist es Zeit für ihre Pracht: Dann übernehmen die Hortensien bis in den Herbst die Regie über das Farbenspiel im Garten und bilden den Auftakt für ein atemberaubendes Finale. In schattigen oder halbschattigen Bereichen, wo Sonnenanbeter eine Fehlbesetzung wären, beeindrucken sie fortan mit ihrer Opulenz. Besonders am Rand von großen Gehölzen ist ihr Wasserbedarf gedeckt und die Luftfeuchtigkeit hoch: Dort sorgt die Hydrangea für lange währende Farbakzente im Mittelgrund.

FEINES UND RARES AUS DER FERNE

Ihre Beliebtheit ist ungebrochen, denn die Hortensien geizen nicht mit ihren Reizen. Unsere Bewunderung finden zunächst die großen, augenfälligen und ausdauernden Blütenstände in den verschiedensten Formen und Farben. Dann beeindrucken einige Hortensien mit markanter zimtbrauner, sich schälender Rinde, und es gibt auch Arten, die mit formschön strukturiertem Blattwerk und effektvoller Herbstfärbung die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Und wir entdecken sogar hoch emporstrebende Varianten: Mit ihren Haftwurzeln erklimmt die Hydrangea petiolaris Mauern und meterhohe Baumstämme, um sie mit einem bizarren Holzgerüst und einem weißen, für Insekten nahrhaften Blütenflor zu umschlingen.

Wie viele Pflanzen, die heute unsere Gartenbilder wie etwas Altvertrautes beherrschen, waren auch die Hortensien einst eine seltene und darum begehrte Beute der botanischen Entdecker und Eroberer, die bereits im 17. Jahrhundert die ersten Exemplare in Ostasien wie auch Nord- und Südamerika bestaunten. Mit Blick auf die Blüte gelang es bald, durch Züchtung zahlreiche Form- und Farbvarianten hervorzubringen. Heute prägen Hortensien in vielfältigen Nuancen das Angebot der Gartencenter und Baumschulen – und werden den unterschiedlichen Anforderungen der Gestaltung gerecht. Ob die klassische Gartenhortensie, die Wald-, Berg-, Rispen-, Eichenblättrige oder die Samt-Hortensie – als Solitäre oder in Gruppen behaupten sich die diversen Arten weitgehend pflegeleicht an ihren Standorten. Sie lassen sich in punkto Größe und Aufbau perfekt in die Gartenplanung integrieren und sorgen für eindrucksvolle Farbwirkung von langer Dauer. Sei es in Gesellschaft von Kamelien, Rhododendren und anderen Gehölz-Raritäten oder im Verein mit der ein oder anderen Blattschönheit unter den Stauden: Mit ihrer dezent exotischen Anmutung sind die blühfreudigen Gehölze auch von Weitem ein Blickfang und geben dem Garten ganzjährig Struktur.

BUNTE BÄLLE UND RAGENDE RISPEN

Das Wunderbare an der Hortensie ist die Größe und Haltbarkeit ihrer Blüte. Es finden sich kugel-, teller- und rispenförmige Varianten, die sich aus mehr oder weniger fruchtbaren und unfruchtbaren Einzelblüten zusammensetzen. Der farbintensive sterile Anteil der Blüte entscheidet über das Ausmaß ihrer Pracht.

Während die ballförmigen unter den Gartenhortensien (Hydrangea macrophylla) einen Blütenstand aus vorwiegend unfruchtbaren Blüten aufweisen – sie sind eine Augen-, aber keine Bienenweide – bilden die Tellerhortensien eine Dolde mit fertilen Innen- und sterilen Randblüten bzw. Schaublättern aus. Typische Vertreter dieser flachen Blütenform sind zumeist auch die zierlicheren Berghortensien (Hydrangea serrata). Ihre Attraktivität liegt nicht zuletzt im formalen und farblichen Kontrast, der sich aus dem unterschiedlichen Aufbau der beiden Blütenbereiche ergibt. Doch auch bei den Ballhortensien lohnt sich hier der Blick aufs Detail: So kennen wir auch Sorten mit gefüllten Blüten und sogar filigran gewölbte Formen, die unweigerlich an Flieder denken lassen (Hydrangea macrophylla ‘Ayesha‘).

Die Rispenhortensien (Hydrangea paniculata) dagegen geben sich natürlicher und zeigen sich meist von weißen sterilen wie auch fertilen Blüten durchmischt – bis das Weiß mancher Sorte im Herbst ein Hauch von Rosa überläuft.

DAS REINE BLAU

Sie ist die populärste unter den Arten und gleichsam das Idealbild der Gattung: Die Gartenhortensie (Hydrangea macrophylla) beeindruckt mit ihren großen, in vielen Farben verfügbaren Blüten, deren schillernde Verläufe auch im Verblühen noch lange nachwirken und dem prunkenden Herbstzauber wechselnde Nuancen hinzufügen. Ihre opulenten Blütenbälle oder flächigen Blütenteller erzielen aus der Distanz die eindrucksvollste Wirkung: Vor sattgrünem Grund bieten sie gleichsam ein Bild für die Maler. Dank vielfältiger Zuchterfolge reicht die Palette bei dieser verbreiteten Art von Rottönen über Rosa, Violett und Blau bis hin zu reinweiß und mehrfarbig blühenden Sorten: So zeigt die feingliedrige Tellerblüte der Hydrangea macrophylla ‘Claudie‘ einen Verlauf von Weiß zu Rosa, während die Variante Saxon ‘Schloss Wackerbarth‘ zwischen Rot, Grün und bisweilen einem verhaltenen Blau changiert.

Apropos Blütenfarbe Blau: Diese Exklusivität bildet sich bei manchen Garten- und Berghortensien durch den Farbstoff Delphinidin heraus, der nur bei besonderen Bodenbedingungen in der Pflanze freigesetzt wird. Aluminiumsalze und ein saures Substrat gehören zu den Grundvoraussetzungen. Bei saurem Boden kann auch die Zugabe von entsprechendem Dünger eine Blaufärbung fördern. Fehlen diese Verhältnisse, tendiert die Blüte zum Rosa. Auch bei den rot blühenden Sorten entscheidet die Chemie über die Intensität der Röte. Weiß indes bleibt Weiß. Kurz: Wer bei einer blau blühenden Sorte wie der Hydrangea macrophylla ‚Blaumeise‘ die reine Farbe erhalten will, muss Glück mit dem Boden haben oder ein wenig Einsatz zeigen.

ZWEI FÜR ALLE FÄLLE

Ob Sonne, Schatten, neutraler oder saurer Boden: Die genügsame Rispenhortensie (Hydrangea paniculata) blüht zuverlässig in Weiß oder auch mit zartem Grün getönt (Hydrangea paniculata ‘Limelight‘). Mit ihrer geschmeidigen Figur, die sich je nach Sorte zwischen anderthalb und drei Metern erstreckt, ist sie auch ein passender Begleiter in voll besonnten Beeten, wo sie im Verein mit üppigen, wärmeliebenden Stauden und wogenden Gräsern ein legeres, natürliches Bild kreiert. Schließlich fördert die Sonne die Herbströte ihrer Blüten.

Ein Garant für Blütenfülle in fast allen Lagen ist auch die Schneeball- oder Waldhortensie (Hydrangea arborescens). Bekannte Züchtungen sind die reinweiße ‘Annabelle‘ und inzwischen auch die modisch-farbige ‘Pink Annabelle‘. Die kopfgroßen sterilen Blütenbälle der weißen Variante tendieren im Abblühen ein wenig ins Grünliche. Waldhortensien eignen sich als Unterbepflanzung von Bäumen ebenso wie als strukturgebendes Element im Staudenbeet: Wenn sie in ausreichend feuchtem Boden stehen, behaupten auch sie sich ohne Weiteres an sonnigen Plätzen.

MARKANTE SOLITÄRE

Schon ihr Name verheißt etwas Solides und Beständiges, das sich sowohl im Aufbau des Gehölzes als auch in der Form der an eine Roteiche gemahnenden Blätter zu bewahrheiten scheint. Gleichwohl beweist die aus Nordamerika stammende Eichenblättrige Hortensie (Hydrangea quercifolia) im Wechsel der Jahreszeiten eine große Wandlungsfähigkeit und auch darum einen eigenen Charme: Im Herbst zeigt sich die cremeweiße, rispenförmige Blüte zunehmend von einem Zartrosa überzogen, während sich die hellgrünen Blätter in ein dramatisches Weinrot verfärben – und trotz dieses Zeichens der Vergänglichkeit noch lange nicht vom Holz weichen wollen. Letzteres ziert eine zimtbraune, sich schälende Borke, die winters und besonders im Schnee ein kontrastreiches Bild bietet.

Ein beständiger Gast aus Asien ist die Samthortensie. Schroff und sparrig wie ein urtümliches Relikt ragt ihr rotbraunes, sich häutendes Geäst mehr als mannshoch empor. Ganz gleich, ob wir ihre tierohrartige Blatt-Textur als rau oder samtig empfinden: Eine fast tropisch anmutende Besonderheit bleibt diese Hydrangea allemal, was sie nicht zuletzt im Hochsommer eindrücklich beweist. Dann nämlich prunkt sie mit stattlichen lilafarbenen Blütentellern, die punktiert mit weißen sterilen Rändern geheimnisvoll und unberechenbar schillernd in die Runde blicken. In Gestalt der Hydrangea aspera, Hydrangea villosa oder Hydrangea sargentiana setzt die Samthortensie gerne ihren Akzent im lichten Schatten hoher Bäume. Auch die Kargheit des Winters mindert ihre Wirkung nicht, denn dann gelangt ihr bizarres Holz erst voll zur Geltung.

Als aparte Schönheit tritt die grazilere Hydrangea aspera ‘Hot Chocolate‘ aus der Gruppe der Samthortensien hervor. Mit dem braunrot bis graugrün irisierenden Farbspiel ihres Blattwerks, zu dem die tellerförmigen rosa Blüten mit weißem Scheinblüten-Rand einen eleganten Kontrapunkt bieten, wahrt sie subtiles Understatement und ist doch kaum zu übersehen.

EINFACH GUTE PFLEGE

Dem Gärtner verlangt die Kultur der Hortensien keine Wunderleistungen ab: Ein Platz im lichten Schatten oder Halbschatten bei leicht saurem humosem Boden von ausreichender Feuchte wird von allen Arten als ideal empfunden.

Vorsicht aber mit der Schere: Da die meisten Hortensien am älteren Holz blühen, gilt es, mit Schnittmaßnahmen sparsam zu sein und nur bedarfsweise leicht auszulichten. Abgestorbenes kann entfernt und die Pflanze von vertrockneten Blüten befreit werden. Eine Ausnahme machen die Waldhortensien (Hydrangea arborescens) und viele Rispenhortensien (Hydrangea paniculata). Sie bilden ihre Blüten am frischen Jahresaustrieb und vertragen deshalb einen Rückschnitt, den sie uns sogar mit üppigem Wachstum und reicher Blütenbildung danken. In diese Schnittgruppe fallen bedingt auch die Gartenhortensien der Serie ‘Endless Summer‘: Diese Züchtung blüht zusätzlich am einjährigen Holz – und mithin so unermüdlich, verlässlich und prächtig, wie es einem Klassiker aus dem Blütenreich gebührt.

 

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